Viele der Produkte die in der Tonne landen, haben ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum, beschädigte Verpackungen oder aber auch kleinere Schönheitsmängel (zB „falsche“ Größe oder Form, vorhandene Druckstellen etc.). Ab und zu wird aber einfach nur zu viel bestellt. Müssen diese Lebensmittel deshalb gleich weggeworfen werden? Könnte man sie nicht sinnvoller weiter verwerten, indem man sie billiger verkauft oder sogar verschenkt? Oder könnten Lebensmittel vielleicht noch rechtzeitig vor dem Verderb, durch Veredelung (Verkochen, Verarbeiten oder Einfrieren) gerettet werden? Um Veränderungen herbeizuführen bedarf es in sich greifender Maßnahmen von Politik (zB die Problematik des Verkaufs der Lebensmittel mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum), Handel und Konsumenten (zb. Wertschätzung von Produkten – bereits kleine Mängel machen ein Produkt unverkäuflich).
Man sollte sich vor allem auch darüber Gedanken machen, dass nicht nur die Lebensmittel weggeschmissen werden, sondern auch alle anderen Ressourcen, die bei ihrer Herstellung eingesetzt worden sind. Dazu zählen beispielsweise Wasser, Energie, Marketingaufwand, Transportkosten und nicht zuletzt auch menschliche Arbeit.
Ist das alles aber ausschließlich Schuld der Supermärkte? Die Supermärkte bemühen sich doch letztendlich nur, die hohen Erwartungen unserer Konsumgesellschaft zu erfüllen und konkurrenzfähig zu bleiben. Koste es was es wolle. Bereits hier fängt also der Teufelskreis an. Nach dem Motto „alles für unsere KundInnen“, bemühen sich die Händler unter allen Umständen die Regale mit Essen voll zu halten. So werden beispielsweise die Gebäckregale auch kurz vor dem Zumachen mit frischem Gebäck gefüllt und auch am Samstagabend darf nichts im Regal fehlen. Alles frisch, in großen Mengen und perfekt aussehend. Ob man das alles zu verkaufen schafft? Natürlich nicht. Die Mission, den Kunden nicht zu enttäuschen und der gute Ruf sind in diesem Fall sehr entscheidend. Dafür wird manchmal selbst der gesunde Menschenverstand außer Acht gelassen.
Trau dich mal über den Rand zu schauen. Ein Blick in die Biomülltone bei dem Supermarkt.
Um sich an den Lebensstil der Menschen in der durch Globalisierung beschleunigten Welt anzupassen, bemühen sich die Supermärkte uns Zeit zu ersparen, indem sie viele (halb)fertige Produkte anbieten. Besonders in der Obst und Gemüse Abteilung macht sich dieser Trend in letzter Zeit stark bemerkbar. Bereits gewaschener und gemischter Salat in der Packung, geschnittene Champions, frische Gemüsemischungen, die nach dem auspacken ohne weiteren Bearbeitungen kochfertig sind, oder jede Menge “to go“-Produkte sind heute Standard in den Regalen. Diese Angebote sparen zwar unsere individuelle Zeit, verringern aber wiederrum die maximale Lebensdauer der Produkte. Jede Verarbeitung, gleich ob Waschen, Schneiden oder Schälen, trägt wesentlich zur Kürzung der Haltbarkeit bei, sodass alle diese Produkte, falls nicht verkauft, am Ende des Tages meistens in der Tonne enden. Genau das gleiche passiert meistens auch bei uns zu Hause, wenn das gekaufte Essen nicht schnell genug verbraucht wird. Außerdem fällt noch eine große Menge an Verpackungsmaterial für solche (halb)fertigen Produkte an.
Wie ist dieser Trend jedoch aufzuhalten? Wird sich die Situation noch weiter verschärfen oder ist der Umbruch bereits in Sicht? Dabei ist jedoch nicht außer Acht zu lassen, dass es nicht einfach ist gezielte Maßnahmen zu treffen, um die Ist-Situation zu verbessern. Bewusstsein über diese Problematik zu schaffen und dadurch potenziell das Kundenverhalten zu ändern sind jedoch wichtige Schritte in die richtige Richtung.
Wollen auch Sie sich intensiver mit der Problematik auseinander setzen bzw. interessieren sich für die Thematik, bleiben Sie dran und folgen Sie auch weiter den Beiträgen, die im Laufe der Zeit auf unserer Seite veröffentlicht werden.
Wie viel wird tatsächlich jeden Tag weggeschmissen?
Um diese Frage beantworten zu können, habe ich meine Augen offen gehalten und eigene Nachforschungen angestellt. Laut „Global food losses and food waste“, einer Studie der FAO (Food and Agriculture Organisation) aus dem Jahr 2011, werden über ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel weggeworfen. Dabei stellen sich sofort folgende Fragen: In wie weit sind daran die Supermärkte beteiligt, wie viel geht in der Produktion verloren und wie viel davon schmeißen selbst wir, die Konsumenten, weg? Die Antworten auf diese Fragen folgen gleich.
Zunächst hat uns interessiert, wie viel täglich, aus unterschiedlichen Gründen, von den Supermärkten weggeschmissen wird. Der beste Weg um dies festzustellen und einen groben Eindruck zu bekommen ist selbst einmal unter den Mülltonnendeckel der Supermärkte zu blicken. Darum habe ich mich mit Leuten in Kontakt gesetzt, die solche Aktivitäten regelmäßig und aus eigener Überzeugung heraus betreiben. Die Namen für diese Menschen sind, wie auch ihre Beweggründe, vielfältig. Oft werden Sie als dumpster diver, Mülltaucher, oder Freeganer bezeichnet. Kurz zusammengefasst – dumpster diving (Mülltauchen, Containern) ist eine Tätigkeit, bei der essbare Lebensmittel aus den Abfallbehältern, in der Regel bei den Supermärkten, geholt werden und für den eigenen Konsum weiter benutzt werden (Weitere Infos – Freegans, weitere Info Containern). Unter den Mülltauchern findet man nicht nur Leute, die sich aus finanziellen Gründen keine Lebensmittel leisten können, sondern immer häufiger auch motivierte junge Leute, die trotz ausreichenden finanziellen Mitteln immer wieder zum Essen aus der Mülltonne greifen. Warum? Auf dieser Art und Weise wollen sie ihren Protest gegen die verschwenderische Konsumgesellschaft zeigen, ihren ökologischen Fußabdruck verringern und Lebensmittelabfälle reduzieren.
Was findet man alles beim Dumpstern?
Kann man aber in der Mülltonne genug Lebensmittel finden, um sich vollwertig zu ernähren? Die kurze Antwort lautet: Ja! Die leidenschaftlichen Mülltaucher einigen sich darauf, dass man erfahrungsmäßig sogar wesentlich mehr findet als man selbst gebrauchen kann.
Somit erhalten wir zugleich auch Antwort auf unsere erste Frage – und zwar „Wie viel ist es?“ Es ist mehr, als Sie je glauben würden. Es ist allerdings sehr schwierig, genaue Zahlen zu ermitteln, da die Supermärkte mit diesen Informationen sehr behutsam umgehen.
Um Ihnen trotzdem zumindest eine grobe Vorstellung zu vermitteln, was und wie viel von den Supermärkten täglich weggeschmissen wird, habe ich mich dazu entschieden die „Dumster diving May Challenge“ durchzuführen. Dabei berichte ich einen Monat lang über Leute, die beschlossen haben im Mai ausschließlich von durch dumster diving erbeuteten „Lebensmittelabfällen“ zu leben und dabei das Einkaufen von Nahrung so gut es geht zu reduzieren. Inwiefern und ob man sich dabei überhaupt beschränken muss und welche Probleme und Herausforderungen dabei auftauchen erfahren Sie im Zuge dieser Challenge.
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